Die FHS wird Lions Leuchtturmschule

An der Friedrich-Harkort-Schule ist man davon überzeugt: zu einer guten Schulausbildung gehört mehr als die Vermittlung von reinem Fachwissen. Wir wollen die Zukunft gestalten. Doch die Zukunft gestalten, Kinder und Jugendliche für die Zukunft fit machen – wie kann das gelingen?

Was an der FHS in der Klasse 5 mit einem sozialen Kompetenztraining anfängt, zieht sich inzwischen als roter Faden des Bereichs „Soziales Lernen“ durch alle Klassenstufen. So diskutieren die Fünftklässler in festen Unterrichtsstunden darüber, wie sie miteinander umgehen wollen, z.B. wir lassen uns ausreden oder wir beleidigen niemanden. Die Sechstklässler erproben ihre Teamfähigkeit am FairMobil Tag und entdecken so spielerisch, dass es eben nicht nur auf Lautstärke und Ellenbogenmentalität ankommt, sondern dass erst die Zusammenarbeit im Team zum Erfolg führt. Und natürlich ist auch die Nutzung von social media ein Thema: wie gehen wir im chat miteinander um? Ist es sinnvoll, wirklich jede Nachricht zu kommentieren? Sollte es vielleicht auch eine chat-Ruhe ab 22 Uhr geben? 

Diese ersten Bausteine in den Klassen 5 und 6 bilden einen wesentlichen Grundstein und werden durch problemorientiertere Projekttage weitergeführt. Was kann ich tun, wenn in meiner Klasse jemand zum Mobbing-Opfer gemacht wird und welche Rolle spiele ich dabei? (Spotlight-Theater Klasse 7) Wie gehe ich mit Cybermobbing um? (Cyber-Mobbing-Tag Klasse 8) Wie verhalte ich mich, um nicht in eine Spirale der Gewalt zu geraten, kann ich deeskalieren? (Deeskalationstag Klasse 9) 

Neben diesen Problemfeldern geht es an der FHS auch darum, soziale Verantwortung aufzubauen. Die freiwillige Ausbildung in der Streitschlichtung (Klasse 10) mit dem Patenamt (EF und Q1) und vor allem das verpflichtende Sozialpraktikum in der EF/Klasse 11 zeigen unseren Jugendlichen, wie sie eine positive Rolle in der Gesellschaft einnehmen und Verantwortung für andere Menschen übernehmen können. 

Diese Bausteine im Bereich „Soziales Lernen“ sind natürlich altersgemäß auf die jeweilige Klassenstufe und ihre Bedürfnisse abgestimmt und daher sehr unterschiedlich. Sie alle basieren aber auf Elementen des Lions-Quest-Programms. Lions-Quest ist ein Präventionsprogramm, das gezielt die sogenannten Life Skills (Lebenskompetenzen), wie sie von der WHO 1994 festgelegt wurden, stärken will. Es fördert also etwa kreatives und kritisches Denken, Empathiefähigkeit, die Fähigkeit zur Gefühls- und Stressbewältigung…. , kurz: es will Schülerinnen und Schüler stark machen, indem sie lernen, ihre Kontakte und Beziehungen ebenso wie den Umgang mit Medien und Konsumgütern positiv und verantwortungsvoll zu gestalten. Das Lions-Quest-Programm wurde 1997 unter Mitwirkung von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Universität Bielefeld) entwickelt und wird seit dem immer wieder evaluiert, überarbeitet und der Zeit angepasst. Es ist Grundlage, aber auch Materialpool mit Unterrichtseinheiten wie z.B. „Fähigkeiten fördern Selbstvertrauen“, „bei Stress einen kühlen Kopf behalten“, „eine Freundschaft verändert sich“, „Ich habe etwas falsch gemacht – was nun?“,  „Nein sagen – wichtig aber nicht einfach“. Und natürlich gehören auch die sogenannten Energizer zum Lions-Quest Programm: Das sind Spiele, die Spaß machen und gleichzeitig den Zusammenhalt fördern – denn die bekannte „Reise nach Jerusalem“ kann eben auch einmal anders als „Eisschollen-Spiel“ gespielt werden, bei dem es darum geht, bei stetig abnehmender Stuhlmenge niemanden zu verlieren…..  .

Bei ihrer Arbeit im Bereich „Soziales Lernen“ ist die FHS stets vom Herdecker Lions Club unterstützt worden. Gefördert vom Herdecker Lions Club hat die FHS das Lions–Quest-Präventionsprogramm fest implementiert und arbeitet in dieser Form seit über 4 Jahren damit (einzelne Bausteine werden seit mehr als 20 Jahren durchgeführt). Die überwiegende Anzahl der Lehrkräfte ist inzwischen darin geschult und die verschiedenen Bausteine sind fest im Schulprogramm verankert (s.o.). Für diese Präventionsarbeit erhält die Friedrich-Harkort-Schule heute das Lions-Quest-Qualitätssiegel und darf sich Leuchtturmschule nennen. 

Nun fragt man sich, das ist ja schön, aber fällt dafür nicht zu viel Unterricht aus? Geht das nicht zu Lasten des fachlichen Lehrstoffs? Im Gegenteil, denn die Arbeit im Bereich „Soziales Lernen“ ist nicht uneigennützig. Mehrere Studien konnten belegen, dass Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig ein solches Life-Skills-Programm durchlaufen und so ihre sozialen Kernkompetenzen wie Stressbewältigung, Kommunikationsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit stärken, auch im Fachunterricht bessere Leistung bringen. Denn erst wenn z.B. das Problem mit der besten Freundin gelöst oder die Trauer über den Verlust des geliebten Haustieres verarbeitet ist, ist der Kopf wieder frei für Vokabeln und Formeln. 

Kinder und Jugendliche für die Zeit nach der Schule vorzubereiten, und zwar in ihrem privaten und in ihrem beruflichen Leben, heißt also, fachliches und soziales Lernen miteinander zu verbinden, und so die Zukunft zu gestalten.

A. Krüger-Kindler